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Dr. phil. Michael Mehrgardt

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... in Ausbildung und Beruf

Für Betroffene und Hilfesuchende
…auf beiden Seiten der therapeutischen Beziehung! Auch wenn du selbst Therapie oder Psychiatrie ausübst, möchte ich dich herzlich einladen, dir diese Berichte anzusehen. Wir Fachleute können viel aus ihnen lernen. Meinst du nicht?

Meine eigenen Erlebnisse

Meine Ausbildung in Gestalttherapie: ein gutes schlechtes Beispiel
4 Jahre lang dauerte meine Ausbildung in Gestalttherapie. Das war von Anfang 1981 bis Ende 1984. Es war eine wunderbar aufregende Zeit. Verschiedene Trainer – so hießen die damals – bereiteten mir und meiner Ausbildungsgruppe vielfältige neue Erfahrungen. Gestalttherapie war mit ihrem lebendigen, geradezu anarchistischen Vorgehen und mit der Betonung des gegenwärtigen Kontaktes ein provozierender Kontrapunkt gegen die verkrusteten etablierten Verfahren wie Psychoanalyse und Verhaltenstherapie.

Leider verführte die Gestalttherapie ...

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Erfahrungsberichte von Betroffenen

Patienten und Patientinnen berichten von Kränkungen, Verunsicherungen und Demütigungen, die sie seitens ihrer Behandler erfahren haben.

Anmerkungen zu den Berichten

In dieser Rubrik begegnest du Menschen und ihren Geschichten. Manche von ihnen waren meine Patientinnen und Patienten.

Alle Geschichten sind anonymisiert. Sie ...

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Moira hält Fachleuten den Spiegel vor

Ich bin wohl eine der wenigen Personen, die keine neuen Wunden durch die Psychotherapie bekommen hat. Meine Wunden wurden in unheilbare verändert.
Mein Misstrauen gegenüber jeglichen Therapeuten im Bereich der Psychologie ist daher logisch, hat aber nichts mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung zu tun. Ich glaube nicht an dieses Konzept und weiß aus Erfahrung, dass schlechte Erwartungen zu positiven Überraschungen führen können.

Die Wurzel allen Übels
Trotz meiner Kindheit kam für mich eine Therapie nie in Frage. ...

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Jasmin Reis und der große Knall

Jasmin Reis schreibt mir in ihren Mails vom 20.05.20 und 26.06.21 auf meine Frage, ob sie sich in psychotherapeutischen Behandlungen mitunter verletzt gefühlt habe:

Ich kann ja in der Hinsicht nur von mir sprechen und mal kurz aus dem Nähkästchen plaudern.

Der große Knall
Ich hatte einen Therapeuten (tiefenpsychologisch fundiert) mit knapp 18. Mit dem hab ich nicht geredet weil ich es damals rein gar nicht konnte. Irgendwann, ich weiß nicht so genau, wie viele Stunden es waren, ich glaube aber es waren so höchstens zehn oder zwölf, da hab ich allen Mut zusammengenommen und ihm gesagt, dass das alles keinen Sinn hat. Dass ich nicht in der Lage bin, über meine Kindheit etc. zu reden (es war eine Tiefenpsychologisch-fundierte PT), dass es sinnvoller ist, über meine jetzigen Defizite zu reden und nicht über irgendeinen vergangenen Mist, und ich doch eher eine VT anstrebe

Dann kam der große Knall. ...

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Der Patient – ein Verbannter

Andreas O. beschreibt die innere und die soziale Situation eines Patienten eindrücklich und pointiert:

Ein Mensch mit einer psychischen Erkrankung hat oft die Empfindung,
dass er sich in einem Ausnahmezustand befindet.
Viele Psychotherapeuten geben ihm dabei das Gefühl,
außerhalb der normal geltenden Ordnung zu stehen,
eine ausgeschlossene Ausnahme, ein Verbannter zu sein.
Der Patient wird demzufolge nicht geheilt,
sondern stattdessen wird sein Gefühl der Verlassenheit auch noch verstärkt.
Da der Verbannte aber immer noch einen Bezug zur Sozialordnung hat,
aus der er ausgeschlossen wurde,
und zugleich auch ein soziales Wesen bleibt,
das die Werteordnung dieser normal erscheinenden Gesellschaft tief verinnerlicht hat,
ist für ihn die Grenze zwischen Humanität und Inhumanität
in einer solchen Situation kaum noch bestimmbar.

Andreas Oltzen (Mail vom 12.12.20)

 

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Vera A. wünscht sich Halt

Vera, die wegen vielfacher Traumatisierungen infolge fortgesetzten sexuellen Missbrauchs und körperlicher Misshandlungen lange Jahre bei mir in Therapie war, beschreibt in dem folgenden Ausschnitt ihre Erfahrungen während eines Klinikaufenthaltes. Sie litt an massiven Panikattacken, Schwindel, Übelkeit. Sie konnte ihr Haus nicht verlassen. Oft hatte sie Selbstmordgedanken, um sich aus dieser Qual zu befreien.

In der Klinik
Vera A. schreibt: "Ganze 8 Monate habe ich dort verbracht. Auf meine Ängste wurde dort nicht eingegangen, denn ich war die einzige Angstpatientin, und dafür lohnten sich die Übungen nicht, sagte die Ärztin mir.
Als ich nach einem viertel Jahr erwähnte, dass die Behandlung für mich wohl nicht richtig ist, bekam ich zur Antwort, ich könne ja nach Hause. Wie sollte ich nach Hause, mir ging es doch noch genauso wie vorher?! Ich wollte das Rausgehen üben, Sicherheit beim Gehen bekommen und angstfrei sein. Woche für Woche verging, ich hoffte auf eine Therapie – vergebens. ...

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Vera A will keine Abstinenz!

Ich denke oft an Vera A. Sie war eine beeindruckende Patientin. Und sie ist eine beeindruckende Frau.

Veras Geschichte ist ein Krimi
Nach ihrer Therapie hat sie mit mir zusammen einen Kriminalroman (Gar.Aus.) geschrieben. In Briefen an eine Kommissarin beschreibt sie die furchtbare Geschichte des sexuellen Missbrauchs durch ihren Stiefvater. Dazu berichte ich an anderer Stelle mehr.

Bin ich eine Aussätzige?
Sie hat Mut zu sagen, was sie denkt – trotz allem. Gleich in der 2 Stunde fragt sie mich, ob wir uns nicht duzen können. Ihr sei es wichtig, sagt sie und erzählt mir, warum:

Aus anderen Therapien, besonders im stationären Bereich, habe sie sich nämlich oft von ihren Ärztinnen und Therapeuten von oben herab behandelt gefühlt, als Mensch 2. Klasse, als weniger wert, als aussätzig. Alle Behandler würden peinlichst darauf achten, dass wir Patientinnen ihnen nicht zu nahe kommen oder sie gar berühren! Sie habe das immer als Distanz, Kälte und Ablehnung gefühlt.
Allerdings würden, meint Vera, solche Sachen nicht in bösem Ton und oft auch nicht ausdrücklich gesagt, eher zwischen den Zeilen, per Körpersprache, Abwenden, Mimik …

Ok, du wirst vielleicht sagen: Na ja, als Patient ist man ja auch sehr empfindlich und interpretiert da viel hinein. ...

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Kristin bekommt die volle Breitseite

Kristin, eine frühere Patientin, berichtet mir in einer Mail, was sie bei einer erneuten Psychotherapeuten-Suche erlebt hat:

"Meine Erfahrungen mit dem Therapeuten [X]: Frau [Y] hat ihn mir empfohlen und war so freundlich, sogar den Termin für mich zu machen. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass er zugewandt und kompetent ist. Zu dem Zeitpunkt ging es mir sehr schlecht und ich war froh, mit jemandem sprechen zu können.

Psychotherapeut? – Selbstredend!
Schon die ersten Minuten gestalteten sich schwierig. Zunächst sollte ich über mich reden. Dabei fiel er mir dauernd ins Wort und ermahnte mich zwischendurch sogar unfreundlich, dass ich ihn ausreden lassen sollte. Von da an achtete ich natürlich erstmal darauf und ließ ihn reden. Von seiner Kindheit, der Vater war Alkoholiker, die Mutter nach der Trennung alleinerziehend. Vater kümmerte sich nicht, er selbst machte exzessiv Sport usw. Ende der Geschichte war, aus ihm sei trotzdem etwas geworden. ...

 

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Anja S, die hoffnungsvolle Doktorandin

Anja S kriegt eine Doktorandinnen-Stelle. Und einen Professor dazu.

Nach Abschluss ihres Chemiestudiums erhält die 26-jährige Anja S. eine Doktoranden-Stelle an der Uni Köln. Sie ist glücklich, weil sie nun nicht nur promovieren kann, sondern auch noch Geld verdient, mit dem sie sich und ihre dreijährige Tochter einigermaßen über die Runden bringt. Sie ist alleinerziehend, weil der Vater ihres Kindes sie mitten in der Schwangerschaft verlassen hat. Ihr Doktorvater, ein Professor in den Vierzigern, unterstützt sie nach Kräften.

Ein Traum wird wahr … und der Ärger beginnt.

Er ist humorvoll, sieht gut aus, ist ledig, und so dauert es nicht lange, bis Anja sich in ihn verliebt. Auch der Professor – er heißt übrigens Benjamin – ist nicht abgeneigt. Sie beginnen eine Liebesbeziehung.
Anjas Traum vom großen Glück und einem gemeinsamen Leben währt genau so lange, bis Benni ihr eröffnet, dass er eine Professur in Barcelona angeboten bekommen hat
...

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