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Verletzungen in der Psychotherapie - die 3. Geschichte, Teil 2

Vera A. wünscht sich Halt

Fortsetzung

... Als ich die Ärztin erneut ansprach und von dem sexuellen Missbrauch erzählte, fragte ich sie, warum es mir so geht. Ich erhielt zur Antwort: Schauen Sie doch einmal bei sich selbst nach!
Bei mir selber nachschauen?, dachte ich, also habe ich Schuld [Anm. MM: an dem Missbrauch]!! Schuld an allem, was mit mir gemacht wurde! Ich muss mitgeholfen haben! Ich musste mich also bestrafen!
Ab sofort drückte ich meine Zigaretten an meinem Arm aus, je mehr und tiefer, desto besser. Nun werden alle sehen, dass ich reumütig bin.
So habe ich die 8 Monate in der Klinik verbracht, in einem Gefühl von Schuld. Bis ich genauso, wie ich ins Krankenhaus herein ging, auch wieder entlassen wurde. Meinen Schwindel und meine Angst nahm ich wieder mit nach Hause.“

PS [MM]: Vera A. erschien zur 1. Sitzung nach 8 Monaten Klinik in einem desolaten Zustand: Sie war äußerst schreckhaft, zuckte bei jeder meiner Bewegungen oder bei Geräuschen zusammen. Ihre Arme waren übersät mit Brandnarben, ihre Panikattacken hatten erheblich zugenommen. Sie war völlig mutlos und wollte mehr als je zuvor sich das Leben nehmen. Die Aufarbeitung der Klinikzeit hat mindestens 6 Monate intensive Therapie benötigt, Zeit, die ihr für andere Themen verlorenging.

Angst vor Nähe??
Später erzählte mir Vera A. von einem anderen Therapeuten: "Er war immer so distanziert, so von oben. Er wollte nicht, dass ich ihn berühre. Wenn ich ihm mal näher kam, wurde er so steif, ganz starr. Als wenn ich ihn beschmutzen würde! Er ist was Besseres als ich, hat er mir so zu verstehen gegeben. Und dabei brauchen doch Leute wie ich auch mal Wärme. Gerade wenn man so was Schlimmes mit jemandem erlebt hat. Was ist denn wohl dabei, einen einfach mal in den Arm zu nehmen? Wir sind doch nicht ansteckend!"

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Kommentare

Kommentar von Jasmin Reis |

Liebe Vera,
auch ich habe es des öfteren erlebt, dass Ärzte mich schlecht behandelt haben, und habe von Haus aus das Gefühl gehabt, dass ich Schuld sei. Schuld, dass ich so bin wie ich bin. Es gab viele Momente, wo auch ich den Gedanken hatte, dass ich gar keine Berechtigung habe, überhaupt dasein zu dürfen. Das hat mich auch oft viele Stunden gekostet. Ich wünsche dir alles Liebe.
Herzliche Grüße, Jasmin

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