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Verletzungen in der Psychotherapie - die 3. Geschichte

Vera A will keine Abstinenz!

Fortsetzung

... Ich stimme dir zu. Ich denke aber, selbst wenn man Abstriche von solchen Äußerungen macht, bleibt immer noch genug übrig, um dieses Erleben ernst zu nehmen.
Und: Wenn man als Psychotherapeut erst mal angefangen hat, seine Patientinnen ernsthaft zu fragen, wie sie uns als Behandlerinnen erleben, bekommt man oft Erlebnisse geschildert, die uns Fachleute nicht in einem allzu positiven Licht dastehen lassen.

Ein entlarvendes Erlebnis mit Vera
Jetzt möchte ich dir eine Geschichte mit eben dieser Vera A. erzählen, eine Geschichte, die ich ein wenig lustig finde. Aber mehr noch als dies ist sie, wie ich finde, für unseren Berufsstand peinlich und entlarvend:

Vor einiger Zeit hielt ich in einem kollegialen Fortbildungskreis einen Vortrag über falsch verstandene therapeutische Abstinenz. Abstinenz (Enthaltsamkeit) ist sehr wichtig. Sie bezeichnet die Notwendigkeit, dass die Therapeutin nicht in das Leben ihres Patienten verstrickt ist und somit keine gegenseitige Abhängigkeit entsteht. Diese Enthaltung von einer persönlichen Beziehung zwischen beiden ist gerade auch für die Patientin äußerst wichtig. Wenn der Behandler nämlich beginnt, seine eigenen Bedürfnisse mit und an der Patientin auszuleben, endet dies für Letztere oft katastrophal.

In diesem Fortbildungskreis ließ ich Vera A. von ihren Erfahrungen mit übertriebener, dh kalter, arroganter und zurückweisender Abstinenz berichten. Sie erzählte von vielen unbedachten, aber auch von manchen haarsträubenden Abgrenzungen, Abwertungen und Demütigungen.
Dabei, meinte sie, ist es doch gerade für uns Menschen in einer schweren Krise unheimlich wichtig, dass wir auch mal Zuspruch erhalten, mal in den Arm genommen werden und das Gefühl kriegen, dass der Therapeut uns auch mag!
Dann fuhr sie fort: Wir sind doch nicht ansteckend oder eklig oder so, und es ist doch nichts dabei, wenn man sich auch mal körperlich berührt oder sich mal einfach anlehnen möchte!
Während sie dies – in einer äußerst berührenden Weise – sagte, rutschte sie dicht an meinen Kollegen Herrn F., den sie sehr sympathisch fand, heran. F zuckte allerdings zurück, rutschte fort von ihr, verzog das Gesicht und wirkte überhaupt nicht amused!

Vera A und ich schauten uns an. Wir dachten vermutlich beide dasselbe: Genau! Das war genau das, was Vera A demonstrieren wollte!

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Den Text Vera A will keine Abstinenz! findest du hier unten als pdf-Datei zum Lesen oder Ausdrucken:

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